Die Diplomatenallee

Roman mit deutsch-deutscher Zeitgeschichte

Bonn, 1974. Deutschland ist seit fünfundzwanzig Jahren geteilt in Ost und West, in DDR und BRD. Die DDR wird von Ost-Berlin aus regiert, während sich die Regierung der BRD tief im Westen niedergelassen hat, in Bonn, einer beschaulichen Stadt am Rhein, die seitdem damit ringt, im Zentrum der Weltöffentlichkeit stehen zu müssen.

Der Bundeskanzler heißt Willy Brandt. Er wagt ein diplomatisches Projekt: DDR und BRD dürfen jeweils eine Ständige Vertretung in der Hauptstadt des anderen eröffnen. Das Personal darf über die Grenze pendeln.

Für die westdeutschen Diplomaten ist der Arbeitsweg kurz: Sie können in West-Berlin wohnen und tagsüber in Ost-Berlin tätig sein. Das Personal der DDR dagegen muss über 600 km zurücklegen, um in Bonn zu arbeiten. Es funktioniert nur mit einem Umzug, und so bekommt die Hauptstadt der BRD im Frühjahr 1974 spektakulären Zuwachs: 100 Frauen und Männer aus der DDR ziehen an den Rhein, manche bringen ihre Kinder mit.

Die Ständige Vertretung der DDR wird an der heutigen Godesberger Allee 18 eröffnet, damals Diplomatenallee genannt. Das Projekt wird politisch gefeiert, doch die Nachrichtendienste sind alarmiert. Denn wie lässt sich herausfinden, wer die DDR-Bürger in Wahrheit sind, die ungeprüft an den Rhein kommen? Und wie kann die DDR selbst sicherstellen, dass ihre Leute linientreu bleiben, wenn sie erst im Kapitalismus leben?

Eine unbeteiligte Bonner Bürgerin gerät in den Fokus, weil sie über besondere Fähigkeiten in der Graphologie verfügt: Niemand liest aus einer Handschrift so viel heraus wie sie. Die Graphologie genießt 1974 den Ruf einer anerkannten Wissenschaft – und hier setzt die Romanhandlung ein:

Heike Holländer lebt zurückgezogen mit Mann und Kindern, manchmal hilft sie im Schreibwarenladen der Familie mit. Eines Tages steht ihr alter Uni-Professor vor ihr, der Leiter des Instituts für Graphologie. Überraschend will er an vergangene Zeiten anknüpfen, vor allem an Heikes enorme graphologische Begabung. Doch sie lehnt ab, denn sie darf und will mit der Graphologie nichts mehr zu tun haben, aus gutem Grund. Auch hat sie mit dem Professor nur schlechte Erfahrungen gemacht und traut ihm nicht über den Weg.

Doch dann hört sie, dass er in den Aufbau der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn verstrickt ist, und seine Bitte erscheint in einem neuen Licht. Einen Augenblick zögert sie, anstatt ihn abzuwimmeln, und schon ist es zu spät.

„Die Diplomatenallee“ greift ein unbekanntes Kapitel der deutsch-deutschen Teilung auf.

Zeitgeschichte, Familienportrait und eine Liebeserklärung an die Handschrift.

Blanvalet Verlag 2022, seit August 2023 auch als Taschenbuch erhältlich.

Leseprobe …

Recherchebericht: Die Stasi in Bonn …